Beim Haupteingang der Eisenharzer
Pfarrkirche St. Benedikt steht ein Stein, der bei näherer Betrachtung
zwei Personengruppen offenbart. Die untere Gruppe, die etwas schwerer
zu identifizieren ist, stellt die drei Jünger Petrus, Johannes und
Jakobus dar, die mit Jesus am Ölberg bzw. im Garten Gethsemani
eigentlich beten sollten, beim Gebet Jesu aber einschliefen und so
Jesus in einer ganz schweren Stunde quasi allein ließen. Wie die
gesamte Darstellung einstmals ausgesehen hat, muss noch, wenn möglich,
ergründet werden. Jedenfalls fehlt die Hauptperson des Gebets am
Ölberg, nämlich Jesus Christus ebenso wie der Engel, der ihm zuspricht
und fast immer den Kelch, der an Jesus vorübergehen möchte, hält.
Die zweite Personengruppe, die deutlich heller erscheint, stellt zwei
Soldaten und den Verräter Judas Iskariot (ganz rechts) dar.
Die Jüngergruppe lässt sich ebenso identifizieren. Petrus ist ganz
links abgebildet (bei genauerem Betrachten kann man gar das Schwert
sehen, mit der dem Malchus das Ohr abschlägt), in der Mitte der
jugendliche, weil bartlose Johannes und ganz rechts dann dessen Bruder
Jakobus.
Eine Ölberg-Darstellung, wie diese tatsächlich sehr selten zu finden
ist.
Ertingen, Ölberg in der Kirchhof- bzw.
ehemaligen Friedhofsmauer um die Pfarrkirche St. Georg
48.100,
9.466
Der Ertinger Ölberg ist - wie immer
wieder anzutreffen - hinter Glas, geschützt vor potentiellen Übeltätern
und vor der natürlichen Verwitterung. Die Ölbergszenerie ist
auffalleind groß und mit einem sehr gelungenenen Panoramagemälde
gestaltet. Die Gruppen mit den drei Aposteln Johannes, Jakobus und
Petrus werden in Ertingen, entgegen ansonsten vielfach anzutreffender
"Aufstellung", nahe beieinander gezeigt. Petrus hat das Schwert, mit
dem er wohl Jesus gegenüber denjenigen, die ihn gefangen nehmen wollen,
verteidigen wollte, neben sich liegen. Später soll Petrus mit diesem
Schwert wohl dem Malchus ein Ohr abgehauen haben. Die Figuren der
Gruppe Jesus mit dem Engel sind größer als die schlafenden Apostel. Mit
ausgebreiteten Armen betet Jesus zu seinem Vater mit den
klassischen Worten: "Abba Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen
Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst." (vgl.
Mk 14,36). Nach dem Matthäus- und dem Markusevangelium geht Jesus zwei
Mal zu seinen Jüngern zurück und findet sie jeweils schlafend. Bei
Matthäus werden Jesu Gebetsworte beim zweiten Gebet zitiert: "Mein
Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich
ihn trinke, geschehe dein Wille." (Mt 26,42). Im Lukas-Evangelium wird
das Gebet Jesus zwar auch erwähnt (Lk 22,42), allerdings wird hier nur
von einem Gebet geschrieben. Nach diesem tadelt Jesus seine Jünger und
fordert sie auf, aufzustehen und zu beten, wendet sich allerdings nicht
ein zweites Mal seinem Vater zu. Nur bei Lukas wird ein "Engel vom
Himmel" erwähnt, der Jesus nach seiner Bitte erscheint und ihn stärkte.
Und nur im Lukas-Evangelium wird im Vers 44 des Kapitels 22 formuliert:
"Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war
wie Blut, das auf die Erde tropfte". Das Johannes-Evangelium kennt die
Szene im Garten Getsemani mit dem Gebet Jesu nicht. Dagegen beschreibt
das Evangelium ausführlich den Schwerthieb Petri: "Simon Petrus, der
ein Schwert bei sich hatte, zog es, traf damit den Dienser des
Hohepriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Diener aber hieß
Malchus". Jetzt erst wird das Motiv des Kelches erwähnt, als Jesus zu
Petrus sagt: "Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der
Vater gegeben hat - soll ich ihn nicht trinken?". (vgl. Joh 18,10f).
Mit dem "Kelch" ist übrgeins der so genannte "Taumel-Kelch" gemeint,
der mit einem betäubenden Getränk gefüllt wurde. In der christlichen
Symbolik ist dieser Taumelkelch oder -becher Sinnbild für den Zorn
Gottes bzw. das göttliche Gericht und somit genau das Gegenteil für den
Kelch des Heils, der zumeist mit dem letzten Abendmahl Jesu mit seinen
Jüngern in Verbindung gebracht wird. Den Taumelkelch meinte wohl auch
Dietrich Bonhoeffer in dem bekannten Lied "Von guten Mächten wunderbar
geborgen", dessen dritte Strophe mit den Worten "Und reichst du uns den
den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten
Rand..." beginnt.
Wer die Figuren des Ertinger Ölbergs geschaffen hat, muss noch geprüft
werden. Es darf angenommen werden, dass auch diese von Gabriel Lämmle
geschaffen worden sind. Von ihm sind Ölbergfiguren auch in Laupheim,
Ummendorf, Roggenzell und an der Kapuzinerkirch Riedlingen zu sehen.
Gewiss aber ist, weil mit einer Tafel am rechten Rand der Ölbergszene
signiert, der Künstler, der das Panoramabild gemalt hat. Es ist Im
Jahre XXII, also 2002 von Heinrich J. Wawryk (* 1949 in Ersingen bei
Ulm) geschaffen worden, vermutlich im Zusammenhang mit der Aufstellung
des Ölbergs in der mit Glas geschützten Nische.
Quelle:
http://atelier-wawryk.de/ | 14.07.2025
Anmerkung: Die nicht optimale Qualität der Fotos vom Ertinger Ölberg
liegt nicht nur am Unvermögen des Fotografierenden, sondern auch an der
Herausforderung "Hinter-Glas-Fotos" zu machen... Danke für das
Verständnis!
Altheim bei Riedlingen, gotischer
Ölberg in der Pfarrkirche St. Martin
48.1454,
9.44794
Die gotische Ölberggruppe in
der Pfarrkirche St. Martin Altheim (bei Riedlingen) aus dem Jahr 1515
im rückwärtigen Bereich der Kirche (Nordseite) war ursprünglich gewiss
an einem anderen Ort.
Einstmals, so kann angenommen werden, war sie an der äußeren Chorwand
unterhalb der Kreuzigungsdarstellung von Gabriel Lämmle. Dort ist
mittlerweile (2025) eine mit Egli-Figuren gestaltete Szene aus dem
Leben des Kirchenpatrons Martin von Tours dargestellt. VErmutlich
musste die Ölberggruppe vor den Witterungseinflüssen geschützt werden.
Die Darstellung entspricht der klassischen Anordnung einer
Ölberggruppe, allerding ist kein Engel dabei. Zudem fehlt eine
entsprechende Kulisse, wie diese vielfach in Ölbergen zu sehen ist. Der
Künstler hat offensichtlich sich an die Evangelien von Matthäus und
Markus gehalten. Von einem "Engel vom Himmel", der Jesus stärkte,
berichtet nur Lukas. Bei ihm ist auch der Hinweis darauf, dass Jesus
"in seiner Angst noch inständiger (betete) und sein Schweiß wie Blut
war" (vgl. Lk 22,43f). Im Johannes-Evangelium erfahren wir übrigens gar
nichts vom Gebet Jesu in Getsemani, das klassischerweise als Gebet am
Ölberg bezeichnet wird. Der Garten Getsemani oder Getsemane liegt am
Fuße des Ölbergs und neben dem Kidron Tal. Johannes erwähnt den Bach
Kidron, auf dessen andere Seite Jesus mit seinen Jüngern ging, schreibt
aber nichts von dem Gebet Jesu und den schlafenden drei Jüngern Petrus,
Jakobus und Johannes, sondern "nur", dass dort Jesus verhaftet wurde.
Bei Johannes allerdings wird von Petrus berichtet, dass er ein Schwert
bei sich hatte, das er zog und mit diesem den Diener des Hohepriesters
traf und ihm das rechte Ohr abhieb. Ob Petrus Linkshänder war, was bei
einem Schwerthieb, mit dem der das rechte Ohr des Malchus abhieb,
anzunehmen ist, wird nicht erwähnt... (aber diese Anmerkung nur ganz am
Rande!).
Bei der Ölbergszene in Altheim ist nicht nur das Schwert bei Petrus ein
eindeutiges Attribut, das ihn, der alleine liegt, als eben Petrus
ausweist, sondern auch seine "hohe" Stirn. Die Brüder Jakobus und
Johannes, die Donnersöhne genannt wurden, liegen beisammen.
Anmerkung: Das Foto mit dem
Kelch wurde nicht nur bezüglich der Helligkeit und des Konstrastes
etwas bearbeitet. Zudem wurde die "Aufhängung" des frei schwebenden
Kelches wegretuschiert...
Dieterskirch, Ölberg auf dem
Friedhof bei der Pfarrkirche St. Ursula
48.1828,
9.6148